RUND UM DEN KIRCHTURM
Einsendung von Rudolf Neudert, dem letzten Pfarrer Silberbachs
für die Graslitzer Nachrichten - einige Bilder aus Adolf Lienerts Silberbachbuch
- gekürzte Version -
DER
KIRCHENBAUVEREIN
Franz Anger
Die Geschichte der Pfarrei Silberbach, die zum Graslitzer Pfarrsprengel gehörte,
begann am 21. Juli 1901 mit der
Gründung des Kirchenbauvereins in Silberbach - das Dorf, das zu dieser
Zeit 3 531 Katholiken zählte.
Verantwortlich
waren zunächst Fabrikant Franz Anger, Dechant Johann Frank (Graslitz),
Kaplan Karl Enzmann (Graslitz)
sowie Fürstin von Hohenberg, Graf Erwein Nostitz, Weihbischof Dr. Wenzel
Frind (Prag) und der Bonifatiusverein in Prag.
Im
Jahr 1904 stieg die Mitgliedszahl auf 390. Ein armer Holzhauer, Jakob Ondrovczik,
brachte die ersten 20 Kronen.
1905 waren es schon 54.000 Kronen, 1908 sogar 119.000 Kronen.
DIE GRUNDSTEINLEGUNG UND DER BAU DER KIRCHE
Durch
das Engagement der Spender konnte am 31. Oktober 1909 die Grundsteinlegung durch
Weihbischof
Dr. Frind aus Prag vorgenommen werden.
Hier eine ausführlicher Erlebnisbericht des Adolf Fischer (Schwocher Dolf) aus den Graslitzer Nachrichten:
Am
Vorabend war Fackelzug und ein Ständchen für den Kirchenbauobmann
Herrn Franz Anger im Beisein des
Gemeindevorstehers Adolf Fischer (Schwocher Adolf). Böllerschüsse
und Weckruf des Musikvereins verkündeten
den Anbruch dieses großen Festtages für die 3531 Einwohner zählende
rein katholische Gemeinde.
Der
Bischof wurde vom Graslitzer Bahnhof von der Geistlichkeit und einer Deputation
der Stadt abgeholt. In der Dechantei
erwarteten den Hoch. Herrn Bischof der Kirchenvereinsobmann Anger und der Bürgermeister
von Silberbach. Auf dem
Festplatz hatten sich damals eingefunden Se. Exzellenz Graf Erwein Nostitz,
Frau Baronin Karoline Kopal von Hartenberg
samt der Baronesse, Erzdechant Groß von Falkenau a. d. Eger, der spätere
Bischof von Leitmeritz als Vertreter des
Bonifatius-Vereins; außerdem viel Geistlichkeit und viel Volk von nah
und fern.
Frl.
Anna, die Tochter von Franz Anger, begrüßte Sr. Bischöflichen
Gnaden mit einem Gedicht. Nachher erfolgten
Unterzeichnung, Verlesung des Memorandums und der Grundsteinurkunde. Daraufhin
wurde vom Bischof die
Urkunde - wie es auch heute noch üblich ist - mit Münzen u. a. in
den Grundstein eingeschlossen.
Anschließend
fand auf einem aus Holz erbauten Baldachin-Altar durch Weihbischof Dr. Frind,
unter Assistenz von
Dechant Frank, der sich so große Verdienste um die Erbauung einer Kirche
in Silberbach erworben hat, und der
übrigen Geistlichkeit die erste Hl. Messe statt, die vom örtlichen
Männergesangsverein durch die Aufführung
der "Deutschen Singmesse" von Haydn verschönt wurde, ebenso durch
einen Choral von Musik.
Zum
Schluss folgte die Ansprache, der Dank des Hw. Herrn Weihbischofs; das Deflee
und eine Festtafel
in einem Gasthof beendete die Feierlichkeiten.
Baumeister
Hochberger aus Graslitz stellte den Bau, um 120.000 Kronen für Kirche und
Pfarrhaus fertig. Die Firma
Herold-Komotau lieferte die Glocken. Die Altäre erstanden unter der kunstfertigen
Hand des Meisters Konrad Martiner
in St. Ulrich im Grödnertal.
Die
feierliche Einweihung des gotischen Kirchleins (dem heiligsten Herzen Jesu geweiht)
vollzog Kardinal
Fürst-Erzbischof Leo von Skrbensky am 15. Oktober 1910. Das Patronat übernahm
Graf Erwein Nostitz-Rhinek in Heinrichsgrün.
DIE ANFÄNGE DER KIRCHE
Als erster Seelsorger zog der bisher als Kaplan in Graslitz wirkende Hochwürden
Herr Wilhelm Schwenz, ein gebürtiger
Rheinländer, ein. Ihm ist der schöne Kreuzweg (Wert ca. 2.000 Kronen)
zu verdanken, der ebenfalls wie der Altar von
Konrad Martiner gefertigt wurde. Die Arbeiterinnen der Firma Kunzmann &
Sohn mit Fabrikanten Kühnl stifteten
die kunstvoll geschnitzte Weihnachtskrippe.
Das
erste Weihnachtsfest 1910 wies einen Massenbesuch auf. Der deutsche Männergesangsverein
besorgte den Gesang.
Die erste Auferstehungsfeier und Fronleichnamsprozession brachte alle Vereine
und Behörden auf die Beine. Regelmäßig
fanden nun auch Jahrmärkte am Montag nach dem Herz-Jesu-Fest und nach Mariä-Geburt
statt. Als ersten Kantor fungierte
Herr Lehrer Johann Schindler, als erster Mesner der Instrumentenmacher Herr
Johann Hüttl.
Schon
vor dem Kirchenbau war der Friedhof 1895 errichtet worden, der laut Vertrag
zwischen dem Gemeindeamt Silberbach
und Graslitz sowie infolge kirchlicher Weihe ursprünglich konfessionell
war.
EIN KLEINES WUNDER (?)
Der erste Fastenfreitag 1912 brachte große Erregung unter der Bevölkerung.
Der 79-jährige Josef Pöschmann (aus Haus 385),
seit 7 Jahren blind, erhielt plötzlich das Augenlicht wieder. Die Ärzte
erklärten zwar, dass solches auch natürlicherweise manchmal
vorkomme, er selber aber hat es seinem Gebet zum leidenden Heiland zugeschrieben.
ANFÄNGE DER PFARRGEMEINDE
Mit dem 1. Mai 1912 wurde Silberbach zur selbstständigen Pfarrei erhoben.
Die Installation des ersten Pfarrers Hochw. Herrn
Wilhelm Schwenz fand unter großer Feierlichkeit am 19. Mai 1912 statt.
Da seine etwas impulsive Natur Widerstand bei manchem
Gegner fand, schied er im Sommer 1913 schweren Herzens von "seinem lieben
Silberbach". Während seiner Amtszeit wurde
ein christlicher Mädchenbund mit 160 Mitgliedern ins Leben gerufen.
Sein
Nachfolger wurde am 1. September 1913 der Hochw. Herr Josef Leger, geboren in
Neudau bei Karlsbad
(bisher Kaplan in Graslitz). Seine Installation war am 13. April 1914.
DIE
SILBERBACHER KIRCHGEMEINDE IM ERSTEN WELTKRIEG
Am Feste Peter und Paul 1914 drang die Nachricht der Ermordung des Thronfolgers
Franz Ferdinand und seiner Gemahlin
Sophie bis in das stille Silberbachtal. Die Frau Herzogin war auch Protektorin
des hiesigen Kirchenbauvereines, weshalb
ein Beileidstelegramm nach Wien geschickt und ein Trauergottesdienst gehalten
wurde.
Am
26. Juli nach dem Vormittagsgottesdienst war die Mobilisierungskundmachung schon
angeschlagen. Nach dem Gottesdienst
meldeten sich die ersten 10 Brautpaare zur Verehelichung und wurden noch am
selben Tage getraut. Die folgenden Tage brachten
noch mehr solcher Meldungen. Im Jahr 1914 gab es allein 60 Trauungen.
Am
27. Juli um 08:00 Uhr hatte sich eine unübersehbare Menschenmenge am Graslitzer
Bahnhof eingefunden. Herzzereissender
Abschied der Soldaten! Dadurch, dass in Silberbach Fabriken ihren Betrieb einstellten,
herrschte große Not, woraufhin der Pfarrer
und der Kirchenbauvereinsobmann von Haus zu Haus ging, um die drückendste
Not zu lindern. In der Kirche wurden dreimal pro
Woche Betstunden für die Soldaten abgehalten. Der reichliche Besuch zeigte
das Bedürfnis des Volkes nach Frieden.
In
den darauffolgenden Jahren herrschte eine große Hungersnot und auch Kohlennot,
weshalb auch die Schule bei großer
Kälte geschlossen blieb.
Der
mörderische Krieg ging indessen unentwegt weiter und beanspruchte riesige
Materialmengen. So mussten schließlich auch
die Kirchenglocken in seinen Dienst gestellt werden. Manche Kirchen durften
ihre historischen Glocken behalten, wobei neuere
Kirchen (wie auch die Silberbacher Kirche) mehr Glockenmaterial abgeben musste.
So wurden vom 20. bis 24. Januar 1917
die zwei großen Kirchenglocken im Gewichte von schätzungsweise 1
500 und 690 kg abmontiert.
Die
große Glocke war 1 m hoch und hatte einen Durchmesser von 1,25 m, mit
der Inschrift
"Laudate Dominum in tympano" (Lobet den Herrn mit Pauken).
Die
zweite Glocke war 95 cm hoch und hatte einen Durchmesser von einem Meter mit
dem Spruch
"In omnem terram exivit sonus eorum" (In alle Welt geht aus ihr Schall).
Die
zurückbleibende kleinste Glocke aber klagte hinfort um ihre beiden großen
Schwestern:
"De profundis clamavi ad te, Domine" (Aus den Tiefen klag ich, Herr,
zu Dir).
Die
Hungersnot wird noch schlimmer. Am 1. August 1917 schickt das Pfarramt drei
Telegramme gleichen Inhaltes ab: "Hier
verhungern täglich Leute, weil kein Brot, keine Kartoffel. Hilfe dringend
nötig". Die Telegramme wurden beantwortet, jedoch
war die tatsächlich gespendete Menge kleiner als versprochen. Graf Erwein
Nostitz aus Heinrichsgrün spendete Dörrgemüse
und viel Holz für die Ortsarmen.
Nachdem
der erste Weltkrieg verloren war, wurde am 14. Februar 1919 ein feierlicher
Gottesdienst für die Silberbacher
Gefallenen abgehalten.
DIE PFARREI NACH DEM ERSTEN WELTKRIEG
Auch im kirchlichen Leben gab es viel neu aufzubauen. Zum Sprecher für
den kirchlichen Bereich sollten die im April 1920
eingeführten "Silberbacher Pfarramtsblätter" in den folgenden
zwei Jahrzehnten werden. Der Gründung der christlich-sozialen
Parteigruppe folgte die gründende Versammlung des katholischen Frauenbundes
und des katholischen Jugendbundes "Edelweiß".
Den Erfolg dieser organisatorischen Arbeit zeigte bereits der Bezirkskatholikentag
am 2. Juli 1922 in Graslitz, an dem sich
Silberbach mit 300 Katholiken beteiligte.
Zu
einem doppelten Festtag wurde der Dreifaltigkeitssonntag 1924. Vormittags spendete
Hochw. Herr Erzbischof Dr. Franz
Kordac 845 Firmlingen das hl. Sakrament der Firmung. Nachmittag erhielten unter
zahlreicher Beteiligung auch von Graslitz
und Schwaderbach die neuen Glocken ihre Weihe. So erhielt die nach dem Kriege
noch verbliebene kleine Glocke wieder
ihre beiden Schwestern: Es-Glocke (1285 kg) und G-Glocke (640 kg).
Schon
seit längerer Zeit hatte ein Komitee die Errichtung eines Kriegergedenksteines
vorbereitet. Am 1. November 1925
erhielt das am Kirchplatz errichtete Denkmal unter großer Feierlichkeit
die kirchliche Weihe. Im Sommer erhielt die kirchliche
Organisation einen wichtigen Zuwachs durch die Gründung einer Geschäftsstelle
des Volksbundes deutscher Katholiken.
Am
7. April 1929 veranstaltete der Cäcilia-Verein Graslitz unter Leitung des
Fachschuldirektors Chr. Vinzl zu Gunsten der
Ausmalung der Silberbacher Kirche ein Kirchenkonzert. Der Besuch war gut und
es konnten für die geplante Innenrenovierung
2.790 Kronen zur Verfügung gestellt werden.
Eine
weitere wichtige Aufgabe war die Schaffung der Seitenaltäre. Frauenbund,
Volksbund, Mädchenbund und Jugendbund
sowie Graslitz spendeten hierfür. So konnten im September 1928 die Altäre
sowie drei Sedes für Hochämter und Anbauten
an die zwei Beichtstühle von Bildhauer Konrad Martiner (Südtirol)
bestellt werden. In 17 Kisten verpackt trafen diese im Mai
1929 ein. Nach Beendigung der Innen- und Außenrenovierung nach Skizzen
des akademischen Malers Rudl in Prag, konnte
Martiner an die Aufstellung der Altäre gehen.
Der
Weihetag (30. Juni 1929) war ein Fest für Silberbach und Umgebung: Der
Mädchenbund veranstaltete einen Blumentag
und der Bürgerschuldirektor Bächer hatte nach eigenen Aufnahmen vom
Inneren der Kirche 2 000 Karten zum Verkauf anfertigen
lassen. Herr Konsistorialrat Frank von Welchau (ehemaliger Graslitzer Dechant
und Erbauer der Silberbacher Kirche) nahm
die Weihe der Altäre vor. Im Oktober des Jahres ließ die Gemeindeverwaltung
auf eigene Kosten die elektrische
Beleuchtung der Turmuhr durchführen.
Am
15. Juli 1931 verkündete die Glocke der Silberbacher Kirche eine Trauerbotschaft:
Dechant Josef Leger ist durch eine
heimtückische, schwere Krankheit gestorben.
Sein Nachruf:
Er lebte nicht vergebens, er lebte seine Pflicht. O schenke, Herr des Lebens,
Ihm jetzt Dein ewig Licht.
Sein Nachfolger wurde am 1. August 1931 Pfarrer Karl Czech.
Am
1. März 1932 wurde der letzte Pfarrer Silberbachs ernannt: Rudolf Neudert
- geboren am 24.03.1895 in Neudek,
ordiniert 1917, 3 Jahre Kaplan in Graslitz, über 11 Jahre Kaplan in Asch.
Herr Bezirksvikär Dechant Hauser aus Graslitz
führte
ihn am 1. Pfingstfeiertag 1932 in sein Amt ein.
Ein Sorgenkind der Pfarrgemeinde ist die stellenweise eingefallene Stützmauer
unterhalb der Kirche. Die Forstverwaltung als
Patronatsamt will die Mauer bis auf 0,5 Meter abtragen und das ganze Terrain
gegen den Kirchplatz und Pfarrgarten abböschen.
Das Pfarramt sowie der Pfarrkatholikenrat sind dagegen. Es wird ein Gutachten
des Staatsdenkmalamtes eingeholt, demgemäß
die Mauer in der ursprünglichen Höhe wiederhergestellt werden soll.
Dieser Plan ist dem Patronatsamt zu kostspielig, deshalb
blieb er für fünf weitere Jahre unausgeführt.
Der
16. Juni 1935 war ein doppelter Festtag für Silberbach. 70 Erstkommunikanten
nahmen an diesem Tag ihren Heiland freudig
in ihr Herz auf. Der Männergesangsverein feierte sein 50-jähriges
Gründungsfest. Der ganze Ort war festlich beflaggt. Vormittag
wurde der Festgottesdienst in der Kirche gehalten. Der Männergesangsverein
brachte dabei eine deutsche Messe zur Aufführung.
Nachmittag fand ein Festkonzert statt. Viele auswärtige Vereine waren anwesend.
Durch
eine erneute Hungersnot, einen beträchtlichen Geburtenrückgang und
zunehmende Verarmung des Volkes wurde nach
Ostern vom 18. bis 26. April 1936 eine Volksmission durch zwei Redemptionistenpatres
aus Karlsbad gehalten. Trotz Frost,
Schnee und Regen wurde diese gut Besucht (1 100 hl. Beichten, 1 900 hl. Kommunionen,
zahlreiche Kranke erhielten die
hl. Sakramente zu Hause).
Am
31. Mai 1937 vollendete der Hl. Vater Papst Pius XI sein 80. Lebensjahr, was
auch in Silberbach festlich begangen wurde.
Die Kirche war mit der päpstlichen Fahne geschmückt und am Sonntag,
den 30. Mai wurde ein Festgottesdienst mit Te Deum gehalten.
Der Viktariatsausschuss der katholischen Aktion veranstaltete abends in Graslitz
eine große Papstfeier.
Am
8. August konnte die katholische Jugend in Silberbach das Fest der Bannerweihe
begehen. Schon am Samstag abends
nahmen Abordnungen der katholischen Jugendvereine von Neudek, Neuhammer, Platten,
Rohau und Gossengrün am Heimatabend
im Hotel Riedl teil. Am Sonntag früh brachte die Bannerweihe mit Betsingmesse
und Gemeinschaftskommunion viele Jugendliche
in der Kirche zusammen.
Ende
Juli konnte nun auch endlich die Wiederherstellung der Stützmauer unter
der Kirche durch eigene Bauführung der
Eingepfarrten (durch Firma Hochberger & Sohn, Graslitz) begonnen werden.
Am
15. Juni 1938 arbeitete der Maurer Jakob Lausmann aus Nancy 101 bei einem Transformatorhäuschen
in Schwaderbach,
kam mit der Starkstromleitung in Berührung und war auf der Stelle tot.
Mit ihm ist einer der treuesten katholischen Männer in
Silberbach gestorben. Er war Mitglied der christl. Gewerkschaft, des katholischen
Volksbundes und Kassier des Kirchenbauvereines.
Am 18. Juni feierte Franz Anger, Obmann des Kirchenbauvereins und Fabrikant, in der Kirche das Fest der goldenen Hochzeit.
DER ZWEITE WELTKRIEG
Durch
die Unruhen vor dem Zweiten Weltkrieg und die Mobilisierung der tschechischen
Armee am 23.09. fliehen viele Einwohner
über die Grenze. Silberbach war wie ausgestorben, herrenlose Katzen und
Hunde streunen umher. Katechet Zörkler und Pfarrer
Neudert bleiben jedoch im Ort und halten, wie gewöhnlich, den Gottesdienst.
Wie
überall wurden im Jahr 1939 in rascher Folge die katholischen Organisationen
aufgelöst: der katholische Volksbund,
Frauenbund, Mädchenbund, Jugendbund, die Karitas-Ortsgruppe, Sterbekasse
des katholischen Volks- und Frauenbundes.
Die noch vorhandenen Gelder wurden eingezogen. Am 2. Mai wurden die öffentlichen
Kirchenpatronate aufgehoben und das
Gesetz zur Einhebung der Kirchensteuer erlassen. Im Dezember trat die Pfarrkirchenverordnung
in Kraft. Ein aus 8 Katholiken
bestehender Pfarrgemeinderat wurde aufgestellt.
In
diesem Jahr machte sich vor allem ein Niedergang des religiösen Lebens
bemerkbar. Die Zahl der bloßen Ziviltrauungen nahm
zu, die Zahl der Osterkommunionen und besonders der Kinderkommunion nahm ab.
Der Gottesdienstbesuch ließ in erschreckender
Weise nach. Neben der Kirche wurde am Sonntag vormittags öffentlich gearbeitet.
Am 24.04.1941 trat der Pfarrkirchenrat zur Konstituierung zusammen und wurde feierlich in sein Amt eingeführt.
Ihm
gehörten außer den beiden Geistlichen an:
Franz Anger (Haus 15), Karl Anger (293), Ernst Böhm (256), Johann Sattler
(85), Franz Lorenz (146), Rudolf Riedl (332),
Adalbert Deimer (321) und Albin Meinlschmidt (54)
Der
Religionsunterricht 1941/42 stand im Zeichen einer Neuordnung. Wer den Religionsunterricht
besuchen wollte, musste
eine schriftliche Bescheinigung der Eltern mitbringen. Durch Zusammenziehung
einzelner Klassen zu Gruppen für den
Religionsunterricht gingen viele Stunden verloren. So blieben für den Pfarrer
keine Stunden übrig, da nicht einmal Katechet
Zörkler seine notwendige Stundenzahl zusammenbrachte und noch Stunden in
Eibenberg und Graslitz übernehmen musste.
25 Schüler waren vom Religionsunterricht abgemeldet.
Im
Jahr 1942 musste Silberbach erneut Abschied von seinen Kirchenglocken nehmen.
Bei großer Kälte wurde am 16.02. mit
der Abmontierung begonnen. Am 23.02. erfolgte der Abtransport der Glocken. Nur
die kleinste B-Glocke blieb zurück.
Am
09.08.1942 feierte Rudolf Neudert in aller Stille sein 25-jähriges Priesterjubiläum.
Kurze Zeit darauf (21.08.) schlug
um 07:15 Uhr während der hl. Messe der Blitz in den Kirchturm, zerriss
den Blitzableiter, sprang, indem er auf der Nordseite
einen Teil des Ziffernblattes der Uhr zerschlug, auf die Lichtleitung über
und richtete in der Kirche und in den umliegenden
Häusern verschiedenen Schaden an den Zählern, elektrischen Birnen
und Radioapparaten an. Menschen kamen
glücklicherweise nicht zu Schaden.
1943
streckte noch einmal der unerbittliche Krieg seine Hand nach kirchlichem Gut
aus: 3 große Messingleuchter und die
Apostelleuchter wurden das Opfer einer Metallsammlung.
1944
war im religiösen Leben ein kleiner Fortschritt zu verzeichnen. Am Christkönigsfest,
dem 29. Oktober wurde in der Kirche
eine Kreuzigungsgruppe feierlich eingeweiht. Es ist eine Arbeit des Bildschnitzers
Ferdinand Stuflesser in St. Ullrich im Grödnertal.
Herr Fabrikant Franz Anger spendete 1200 Reichsmark für das 1600 RM teuere
Werk.
Mitten
im kriegerischsten Jahr 1945 feiert Silberbach ein Freuden- und Friedensfest.
Am 17.03.1945 war in Wien Pfarrer Johann
Lorenz aus Silberbach 146 zum Priester geweiht worden. Durch den Krieg war sein
Studium im Jesuitenorden unterbrochen worden.
Aus der Wehrmacht durch eine Kriegsverletzung (er verlor den linken Arm) entlassen,
konnte er sein Studium beenden. Er war der
erste Priester aus Silberbach seit Menschengedenken!
DAS ENDE DER DEUTSCHEN PFARRGEMEINDE SILBERBACH
Durch die allmähliche Tschechisierung und der Anfang der Ausweisung konnte
sich die deutsche Sprache nur noch auf kirchlichem
Gebiet behaupten, obwohl auch dort versucht wurde, die deutsche Predigt einzustellen.
Deutscher Gottesdienst war den Deutschen
jedoch noch gestattet, jedoch sollten deutsche Aufschriften an Statuen und dergleichen
überklebt werden.
Am
25.11.1946 betrug der Bevölkerungsstand in Silberbach 575 Deutsche, 292
Tschechen, Slowaken und Juden sowie vier
Österreicher. Die beiden Ortsgeistlichen Pfarrer Neudert und Katechet Zörkler
waren noch bei diesem letzten Rest anwesend.
Pfarrer Neudert hielt in gewohnter Weise den deutschen Gottesdienst in Silberbach
aufrecht, während Katechet Zörkler teilweise
auch in Graslitz den zurückgebliebenen Rest der deutschen Bevölkerung
seelsorglich betreute. Nach dem Zusammenbruch wurde
den deutschen Geistlichen noch zweimal ein Monatsgehalt ausgezahlt, später
wurden diese Zahlungen eingestellt.
Im
Mai 1947 hat das Arbeitsamt in Graslitz die beiden Silberbacher Geistlichen
aufgefordert, sich unverzüglich bei der
staatlichen Forstverwaltung als Waldarbeiter zu melden. Durch Vorsprache der
Betroffenen beim tschechischen Forstrat
wurde die Sache aber bereinigt.
Am
18.07.1947 um 04:00 Uhr erhielten die Geistlichen aber die Aufforderung, dass
sie binnen zwei Stunden Silberbach
verlassen mussten. Mit ihnen wurden ca. 200 Silberbacher ausgewiesen. Aufgrund
der Einreiseerlaubnis nach Bayern konnten
Zörkler und Neudert vom Sammellager Eger aus ihre Aussiedlung im Einzeltransport
und auf eigene Kosten vorbereiten.
Pfarrer
Neudert bekam durch Vermittlung seines Freundes H. H. Geistl. Rat Simbürger
eine Hilfspriesterstelle in Schweinbach.
Katechet Zörkler fuhr weiter nach Deggendorf, um dort eine ähnliche
Stelle anzutreten. So war das Ende der
deutschen Pfarrgemeinde Silberbach.