DER
VERGESSENE SCHACHT
Ein Erlebnisbericht von Benjamin Hochmuth und Jaroslav Zapletal
In Silberbach gibt es einen geheimen
Ort, an welchem etwas Besonderes zu finden ist, was nicht jeder kennen sollte,
um diesen magischen Platz zu schützen, an welchem die Grenze zwischen
Vergangenheit und Gegenwart verwischt.
Die Zeit ist dort stehen geblieben. Nur einigen Älteren wird dieser Platz
eventuell noch bekannt sein.
Ich spreche von dem verlassenen, vergessenen Bergstollen, der vor Jahrhunderten
von unseren Vorfahren in den
Berg gehauen wurde. Welche Schätze mögen darin verborgen gewesen
sein?
Mitten im Wald finden wir diesen Zugang - kaum größer als ein Loch
zu einem Fuchsbau, da der Eingang so
mit Laub und Geäst bedeckt ist, dass man von weitem diesem kleinen Loch
kaum Beachtung beimisst.
Alte Aufzeichnungen belegen, dass sehr viele unserer Silberbacher Vorfahren
durch den Bergbau aus den
verschiedensten Teilen der Welt zu uns strömten. Somit ist dieser Ort
ein Teil dessen, womit unsere Geschichte in
Silberbach begonnen hatte - und diesen Teil gäbe es zu erkunden.
Schon als wir in die Nähe der Stelle kamen, überkam mich wieder
das Gefühl, das an manchen Stellen in Silberbach
stark zu spüren ist - etwas seltsam Vertrautes. Ob hier wohl auch meine
Vorfahren - allesamt nachweislich Bergmänner -
tätig waren?
Vorsichtig gruben und rechten wir
das kleine Loch frei und befreiten es damit von all dem, was in den letzten
Jahren
den Zugang versperrte. Es wurde immer größer und gab nach einiger
Zeit einen Eingang in den Berg frei. Über diesem
thronte ein großer, handgehauener Felsbrochen, der wohl einst zur Stabilisierung
angebracht wurde. Durch die vielen
Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte war aber nicht sicher, ob dieser wirklich
noch stabil war. Die ganze Zeit über
hatten wir Bedenken, dass der Felsen - sobald wir den Stollen betreten würden
- sich durch die Erschütterung lösen
könnte und den Eingang verschloss, so dass die Höhle unser kaltes,
nasses Grab hätte werden können.
Bei solch einer gefährlichen
Aktion war es wichtig nicht alleine zu gehen. Wir weihten daher einen befreundeten
Silberbacher in unser Geheimnis ein und baten ihn nach dem Rechten zu sehen,
sollten wir in spätestens zwei Stunden
nicht zurück sein.
Ganz langsam, um keine Erschütterung
zu riskieren, ließen wir uns durch die Öffnung hinab und betraten
den Schacht mit einem mulmigen Gefühl.
Ein Silberbacher vom alten Schlag
erzählte uns, dass der Weg in den Berg nach einer Weile zu
einer großen
unterirdischen Kuppel führt. Es soll ein beeindruckender Platz sein,
der zeigt, welch große
Mühe nötig war,
um an das begehrte Material zu gelangen.
Leider konnten wir nur noch ein
kleines Stück vordringen. Der Weg war sehr eng und es lag
auch bereits Geröll herum.
Irgendetwas muss bereits eingefallen sein und wir wollten nicht
testen, ob wir eventuell einen zweiten Einsturz
riskieren könnten. So weit es noch ging leuchteten
wir daher alles mit der Taschenlampe aus der Ferne aus
und bedauerten noch mehr,
nicht weiter vordringen zu können. Ganz minimal konnten wir nämlich
etwas gelblich
Glitzerndes vernehmen. Dies
lag aber zu tief im Inneren, so dass war uns nicht so weit vorwagten.
Auch bildete ich mir ein an einer
anderen Stelle der Felswand eine Art Schrift oder Zeichen gesehen
zu haben,
aber leider Gottes war auch dies zu tief im Stollen.
Daher krochen wir wieder vorsichtig
aus der kleinen Öffnung ins Freie und stimmten beide zu,
dass es einfach zu gefährlich
sei dieses Wagnis unerfahren und ohne entsprechende Ausrüstung
einzugehen. Hier musste einfach die Vernunft über
die brennende Neugierde siegen.
Vor einiger Zeit aber trafen wir
per Zufall am Erzplatz des Eibenberges einen Professor der
Universität in Kassel,
der dort wegen der Geschichte des Bergbaues einen kurzen Zwischenstopp
machte. Er erzählte uns, dass er
schon in vielen verlassenen Stollen war und auf
diesem Gebiet viel Erfahrung habe. Schon damals wollten
wir ihn überreden, mit uns den Schacht
zu besichtigen, aber hatte er leider seine Ausrüstung nicht dabei.
Er gab uns seine Visitenkarte
und versprach er würde nochmals kommen, um sich den Stollen anzusehen.
So hoffen wir, dass dies einmal klappen wird, so dass wir hier Weiteres berichten können.
Zumindest konnten wir schon einmal
einen ersten Eindruck gewinnen und einige Fotos vom
„Eingangsbereich“ machen,
die wir diesem Bericht anfügen.
Benjamin Hochmuth
(Karlwenz/Wenz)
Jaroslav Zapletal
(Rußklan/Wenz)
(Silberbach/Graslitz)