AUF DEN SPUREN DER FAMILIE BREINL
(Vielen Dank an Reinhart Breinl für die Sendung der Fotos)


Bericht unserer Führung durch Graslitz und Silberbach mit den Nachfahren
der legendären Fabrikanten- und Brauhauspächterfamilie

Schon vor einiger Zeit hatte ich mit Herrn Reinhart Breinl Kontakt über e-Mail. Zusammen haben wir über diesen fernen Weg der "Datenautobahn" einige Dinge über seinen Urgroßvater Christian Breinl - den Brauhauspächter der gräflichen Nostitzschen Brauerei herausfinden können. Die Familiengeschichte war auch für uns interessant, hatte doch der Bruder des Brauereipächters, nämlich Anton Franz Breinl (A. F. Breinl) die Silberbacher Breinl Fabrik - sein Lebenswerk und einen Fixpunkt in der Silberbacher Ortsgeschichte - gegründet.

Nun, etwa 2 - 3 Jahre nach unserem ersten schriftlichen Kontakt sollte endlich ein Treffen und eine gemeinsame Begehung der geschichtlichen Orte der Familie stattfinden. Anlässlich der Enthüllung der restaurierten Breinl-Familiengruft auf dem Graslitzer Friedhof war die Familie aus Wien und Mainz angereist.

Inzwischen hatten Jaro und ich einiges über die Geschichte der Breinls zusammengetragen und waren gespannt, ob für diese neue Erkenntnisse unter den Informationen steckten.

Am 23.09., genau einen Tag nach der Segnung der Breinl Gruft, sollte das Treffen stattfinden. Wir waren vor der Graslitzer Kirche verabredet. Obwohl wir etwas früh dran waren, konnten wir schon das Wiener Auto erkennen und kurze Zeit später begrüßten uns Reinhart und seine Frau. Schon in den ersten Minuten merkten wir, dass wir es mit sehr herzlichen Menschen zu tun hatten.

Wir warteten noch auf Reinharts Bruder Gert und seine Frau sowie deren Cousine, Frau Ringel. Als alle an der Führung Teilnehmenden beisammen waren, beschlossen wir den Anfang in Silberbach zu machen. Dies hatte den Grund, dass der jetzige Besitzer der Breinl Villa von A. F. Breinl, Herr Bolen, die Nachfahren der Besitzer seines Hauses gerne kennenlernen wollte - er hatte aber nur bis 17:00 Uhr Zeit.

Wir fuhren Kolonne nach Silberbach und hielten an unserem ersten Punkt, der Villa des A. F. Breinl. Dort angekommen begrüßte uns der heutige Besitzer Josef Bolen herzlich. Gerne hätte er uns eine Führung gegeben, doch waren gerade an diesem Tag die Handwerker im Haus. Er bat uns jedoch beim nächsten Mal vorher anzurufen, so dass man sich nach einer Besichtigung der Villa bei einem Kaffee oder Bierchen zusammensetzen könne und über die Historie des Hauses und der früheren Eigentümer sprechen könnte. Er sei sehr daran interessiert.

Wir setzten unseren kurzen Weg zu Fuß fort und machten - wenige Meter weiter - vor der Breinl Fabrik Halt. Leider waren auch gerade jetzt die heutigen Besitzer verreist, so dass uns auch hier nur die Begutachtung von außen blieb.

Wir nutzten die Gelegenheit, um einige historische Daten über Silberbach näherzubringen und gingen dabei speziell auf die Geschichte der Gebäude im Besitz der Breinls ein:

Silberbach war, wie schon erwähnt, das Domizil des Urgroßonkels der Breinls. Anton Franz, der zuerst seine Fabrik unterhalb des Hausberges (erste Eintragung 25.01.1882) in Graslitz gründete. Später übergab er diese an seinen Neffen Josef und kaufte die ehemalige Baumwollspinnerei Krebs und Zapf in Silberbach.

1900 verlegte er seine Fabrik vollends nach Silberbach, diese war eine Stickerei, welche Spitzen- und Weißwaren fertigte und die ersten Schifflistickmaschinen besaß.

Die alte Fabrik lief unter Josef Breinl etwa 3 Jahren wurde dann unrentabel und schließlich von den Gebrüdern Schulz übernommen. Während des 2. Weltkrieges war dort das Arbeitsamt untergebracht.

Was uns bei dieser kleinen "Unterrichtsstunde" gut gefiel, war, dass dabei einige Details der Familie beleuchtet wurden, die die Breinls bis dato noch nicht wussten. Dabei zeigten wir seltene Aufnahmen und Dokumente aus dem Familienschatz, den wir großzügigerweise von Frau Bull, der Enkelin von A. F. Breinls Sohn Artur erhielten (vielen Dank nochmals an dieser Stelle!).

Nach einer kurzen Besichtigung des ersten Wohnhauses der Breinls in Silberbach am Hof setzten wir unseren Weg zum nächsten sehr wichtigen Punkt fort: Der ersten Fabrik von A. F. Breinl in der Dellinger Straße (bzw. Hausberggasse) in Graslitz.

Vorher besichtigten wir noch kurz die Villa des A. R. Breinl - einem entfernten Verwandten der Familie, der in der Nähe der heutigen Firma Kornet (am Hübelpeint) eine Kinderinstrumentenfabrik besaß.

Die erste Fabrik des A. F. Breinl ist noch erhalten - und - wie es der Zufall oder das Schicksal so will - auch heute noch eine Textilfabrik. Heutzutage ist dort die deutsch-tschechische Firma Topstick untergebracht, ein wichtiger Arbeitgeber im heutigen Graslitz. Anhand von Fotos machten wir die Historie des Gebäudes anschaulicher.

Zu guter Letzt betraten wir den für die Gruppe wichtigsten Ort - den Platz der Gräflichen Nostitzschen Brauerei - welche seit unzähligen Jahren im Pachtbesitz der Familie Breinl war. Der letzte Pächter vor der Auflassung war Christian Breinl. Diese befand sich am heutigen Rathausplatz, dem damaligen Nostitzplatz mit dem Landratsamt. Auch hier konnten wir anhand seltener Ansichten beschreiben, wo die Amtsschänke, das Brauhaus und die Anlagen standen.

Nach diesem auch für uns sehr interessanten Streifzug durch die Geschichte der wohl bekanntesten Familie in Graslitz und Umgebung verabschiedeten wir uns von unseren lieben Gästen und wünschten ihnen einen schönen weiteren Aufenthalt und eine gute Heimreise.

FAZIT:

Da die Führung eine spontane Angelegenheit war, hatten wir nur kurze Zeit uns darauf vorzubereiten. Was wir aber dabei herausfanden war höchst interessant und sehr viel. Wir hatten uns sehr gefreut die Nachfahren der geschätzten Familie kennenzulernen. Was uns besonders freute war, dass die Führung auch für diese extrem interessant war. Kurze Zeit danach erreichte uns eine Nachricht von Reinhart mit den Worten: "Wir haben so viele neue Dinge erfahren, die bisher unbekannt waren - neben der Öffnung der Familiengruft ein Höhepunkt unseres Graslitzbesuches!"

Dies war mehr, als wir uns wünschen konnten und darüber waren wir sehr glücklich.


Benjamin Hochmuth (Karlwenz/Wenz)
Jaroslav Zapletal (Rußklan/Wenz)