Deutsche und Tschechische Benennungen
in Silberbach und Umgebung


Was hat sich geändert und was ist geblieben?


Wegweiser am Matzenwinkel - hier sieht man die noch immer dt. Bezeichnungen

Vor kurzem erhielt ich (Jaro) einen Anruf des jetzigen Bürgermeisters von Silberbach, welcher übrigens auch sehr an der Geschichte des Ortes interessiert ist. Er fragte mich: "Du sag mal, wo stand eigentlich die alte Kapelle am Bau?" Nachdem ich es ihm erklärt hatte und wir uns verabschiedeten fiel mir etwas auf, was mich ein wenig verwunderte. Das Gespräch fand auf tschechisch statt, aber ein Wort verwendete er in der deutschen Sprache, nämlich den Ortsteil "Bau".

Nachdem ich kurz überlegt hatte, war es mir klar: Er konnte gar nichts anderes als "Am Bau" sagen, weil es bis heute keine tschechische Benennung für den Ortsteil von Silberbach gibt.

Das brachte mich darauf, einmal genauer darüber nachzudenken und aufzuschreiben, was von den deutschen Benennungen bis heute übrig geblieben ist und wenn man alles so Revue passieren lässt, fällt auf: Es ist erstaunlich viel - und daher möchte ich nun gerne die Gelegenheit nutzen und dies aufschlüsseln.

Zäumen wir das Pferd von hinten auf und fangen im hintersten Ortsteil Silberbachs - in Nancy - an. Und schon sind wir bei der ersten Benennung, denn Nancy heißt bis heute offiziell noch genau so. Die amtliche Bezeichnung "Rájecké udolí" (übersetzt: Edental) kennt niemand. Den dort fließenden Zinnerbach nennt man "Cinr", was in der tschechischen Aussprache fast gleich klingt, da ein "C" wie ein deutsches "Z" ausgesprochen wird.

Dagegen wurde der bekannte Ausflugsplatz mit dem früher dort stehenden Gasthaus "Ende der Welt" wörtlich übersetzt in "Na konci sveta". Das Haus, bzw. die Stelle, an der das Haus des akademischen Malers Franz Gruß stand, wird auch heute noch "Chata u Franze Grusse" genannt.

Der Reitsteig, der zum Spitzberg und nach Obersilberbach führt besitzt noch denselben Namen, oder wird auch "Steznik" (Pfad) bezeichnet.

Bleiben wir aber bei den Bächen in Nancy und finden auch hier wieder wörtliche Übersetzungen aus dem Deutschen. Der vordere und hintere Steinbach heißt auch heute noch in der tschechischen Sprache "Predni a Zadní Kamenný potok",

Dagegen gab es aber bei der wunderschönen Schmausn-Villa, welche direkt in der Kurve Richtung Schwaderbach und Nancy liegt eine Namensänderung. Aufgrund dessen herrlicher Bauweise wird es von den heutigen Bürgern "Zamecek" (Schlösschen) bezeichnet.

Der Weg von Silberbach zum Bleiberg heißt bei der älteren Generation der Bewohner auch heute noch Bleizeche, auch wenn der Weg heute nicht mehr so oft begangen wird - und auch der Bleiberg hat bis heute seinen Namen behalten. Auf der Bleiberg-Warte ist jetzt auch noch der Schriftzug "Bleiberg" zu sehen.

Gehen wir aber wieder weiter Richtung Ortszentrum von Silberbach und machen einen Halt an den abseits liegenden Karrenhansenhäusern, die früher auch "Amerika" genannt wurden, weil sie hinter dem Bach, also hinter dem Wasser liegen. Den Begriff "Karrenhansenhäuser" gibt es zwar nicht mehr, aber Amerika wird der Ortsteil noch immer bezeichnet.

Ein Stück weiter Richtung Zentrum stand das Anger-Dörfl mit der Anger Fabrik. Auch wenn heute kein Stein mehr von der einst so imposanten Fabrik, die vielen Silberbachern Arbeit gab, zu sehen ist, so sagt man von diesem Platz noch immer "Angr", genauso - wie schon am Anfang des Berichtes erwähnt - der Ortsteil "Am Bau", wo diese stand.

Interessant ist auch, dass die Winkel im oberen Teil von Silberbach noch immer die deutsche Bezeichnung haben. Jeder kennt sie auch heute noch als "Matzenwinkel, Peterwinkel und Pumawinkel" - ebenfalls ist der Ortsteil Berg noch immer als "Berg" bekannt, auch wenn dort nur noch Grundmauern und einige Keller der ehemaligen Häuser zu sehen sind.

Bei der Leopoldgasse gab es nur eine leichte Veränderung, da man sie heute "Leopoldovka" nennt und auch der Ortsteil "Rolle" hat nur ein "l" eingebüßt und heißt heutzutage "Role".

Wenn man nun weiter Richtung Farbmühle geht, fällt einem die große Breinl-Fabrik auf, die vor allem bei den Älteren noch unter diesem Namen bekannt ist. Ein weiterer Name ist "Prádelna" (Wäscherei), weil später eine Wäscherei dort untergebracht war.

Die meisten Flurnamen, die heute keine deutsche Bezeichnung mehr haben, wurden aber wörtlich so in die tschechische Sprache übersetzt. Einige Beispiele möchte ich hier noch nennen: Nová Ves (Neudorf), Kocici skála (Katzengefels - und nicht "veverci skala" wie unlängst in einem Bericht der GN bezeichnet, dies würde ansonsten "Eichhörnchenfels" bedeuten).

Zum Schluss sollen noch einige Namen außerhalb Silberbachs erwähnt werden, die bis heute ihren deutschen Namen tragen. Der Hausberg in Graslitz hat auch heute noch die Benennung "Hausberg", obwohl es eine offizielle Übersetzung "Domáci vrch" gibt, welche sich aber nie richtig durchsetzen konnte. Beim Nachbarort "Markhausen" hört man sehr oft auch noch diesen Namen und nicht das offizielle "Hranicna" (Grenzdorf).

Es sei noch am Rande zu erwähnen, dass selbst bis zu den jüngeren Generationen der heutigen Bewohner die deutschen Ortsnamen nicht unbekannt sind und diese auch oftmals noch so bezeichnet werden - Silberbach, Schwaderbach, Graslitz, Eibenberg usw.

Wenn man tiefer in die Geschichte blickt, muss man sich gar nicht wundern, dass so viele deutsche Namen geblieben sind, denn der Bezirk Graslitz kann geschichtlich gesehen keine slawischen Ortsbenennungen vorweisen.

Man möge es verzeihen, wenn die tschechischen Bezeichnungen nicht ganz richtig geschrieben wurden, da die tschechischen Buchstaben mit Haken nicht dargestellt werden können.

Jaroslav Zapletal (Rußklan/Wenz)
Benjamin Hochmuth (Karlwenz/Wenz)