HISTORISCHE FRÜHJAHRSWANDERUNG 2016
- Von der Bleizeche zu den alten Hirtenhäusern bis zu den Stätten des ehemaligen Bergbaus -


Ausblick von den Eibenberger Halden auf den Hausberg

Das Wetter der vorherigen Tage ließ nichts Gutes verheißen. Wir hatten die Vermutung, dass die diesjährige begehrte historische Frühjahrswanderung am 30.04.2016 diesmal buchstäblich "ins Wasser fallen" würde. Doch im letzten Moment meinte es jemand dort oben wohl gut mit uns, da gerade am letzten Tag des Monats April, welcher seinem Namen in diesem Jahr wirklich alle Ehre machte, das Wetter plötzlich unerwartet umschlug und für eine Wanderung idealer denn je wurde. Die Sonne scheinte, doch wehte auch ein angenehm kühler Wind, der uns gleichzeitig wieder erfrischte. Perfekte Bedingungen also!

Nachdem unsere für den Herbst angekündigte Wanderung leider aus Zeitmangel ausgesetzt werden musste, war die Anfrage nach einer Frühjahrswanderung enorm. Auch Peter Meisel, Vorstand des Wandervereines Klingenthal fragte nach einer Fortsetzung der seiner Meinung nach gelungenen letzten Wanderung, an welcher der Verein ebenfalls zahlreich teilnahm.

So fanden sich daher am 30.04.2016 um 09:00 Uhr wieder viele Leute vor der Kirche ein. Man begrüßte sich herzlich. Alte uns treu gebliebene Wanderfreunde sowie einige neue Gesichter waren zu sehen und wurden von mir Willkommen geheißen, anschließend erklärten Jaro und ich noch kurz den Weg und welche kleinere Hürden wie Steigungen oder unbefestigtes Gelände eventuell zu erwarten wären.

Daraufhin starteten wir unseren Rundgang durch den Ortsteil "Am Bau". Die Kirche, die Häuser am Platz des heutigen Skiliftes (vor allem das Riedl-Wirtshaus mit Tanzsaal) und auch sonstige schmerzlich vermisste Gebäude wie das alte Rathaus, das gleichzeitig die Post und Volksschule in sich trug wurden durch Fotos und Beschreibungen in gewohnter Weise erläutert und den Teilnehmern somit wieder ins Gedächtnis gerufen.

Wie bei jedem Rundgang durch diesen Ortsteil hielten wir an der Hauptstraße an einem Platz, von dem aus wir an die Stätte der ehemaligen größten Fabrik Silberbachs - der Anger Stickereifabrik - sehen konnten - und was noch viel wichtiger war: Wo vorher das einzige weltberühmte Messingwerk in Böhmen stand, das Silberbach zur damaligen Zeit zu einem weltweit bekannten Ort machte.

Jaro erklärte voller Elan lebendig die Geschichte der weltbekannten Fabrikation. Zu den bereits geschriebenen Details folgten neue Erkenntnisse, die wir durch unsere Übersetzungen alter gräflicher Urkunden und Briefe aus dem Archiv in Nepomuk erstmals verraten konnten.

Nach diesem interessanten Vortrag setzten wir unseren Weg fort und bogen diesmal nach links zu einem steiler gehaltenen Weg in Richtung Eibenberg - oberhalb des Ortsteiles Am Bau - der sogenannten Bleizeche. Wo wir zuvor noch unten an der Straße gelaufen waren, konnten wir nun den gesamten Ortsteil von oben nochmals beobachten. Diese Fernsicht erlaubte uns Fotos, die von dem oberen Weg geschossen wurden mit dem heutigen Bild, welches sich direkt vor den Augen der Wanderer bot, zu vergleichen. Was sich alles verändert hat, sorgte zeitweise für Staunen.

Wir gingen weiter und konnten nun auch den anschließenden Ortsteil "Am Hof" von oben begutachten. Der Frühling und die damit noch nicht vorhandenen Blätter an den Laubbäumen erlaubten eine einigermaßen gute Sicht durch das leider inzwischen dichter bewaldete Panorama. Den immer gerade verlaufenden Weg verließen wir nach einiger Zeit, indem wir einem kleinen Pfad links nach unten folgten. Warum aber nach unten, wenn doch der Gipfel des Eibenbergs unser Ziel war?

Natürlich wäre es eine Sünde gewesen nicht einen kleinen Umweg zu den sogenannten "Schooftoffelhäusern" zu nehmen. Kurios an diesen Häusern war, dass nur diese zwei Häuser einsam am Hang des Eibenberges gelegen waren und zur damaligen Zeit allgegenwärtig waren, da Sie - wenn man auf den Eibenberg vom Dorf aus hinaufschaute, immer gesehen werden konnten.

Der Name dieser Häuser leitet sich laut Erzählungen von einem Christoph (Spitzname "Toffl") ab, der sich wohl als Schafhirte (daher der "Schooftoffl" - "Schafchristoph") dort niederließ. Recherchen zufolge gehörte das rechte Haus meinem Ahnen, dem "Wenzl Hochmuth" und der linke Hof der Familie Bauerfeind.

Von den Häusern sieht man heute nur noch Grundmauern und die Keller. Imposant ist aber die Quelle mit dem "Quellenhäuschen" hinter den Häusern, welche noch steht und von der auch noch eine - inzwischen abgefallene und rostige Eisentür übrig ist.

Nach der Besichtigung dieses besonderen Platzes ging es wieder bergauf und wir erreichten Steinhalden, welche allerdings noch nicht vom Bergbau zeugten. Hier wurden Steine von den Hängen gesammelt, um dort Felder anzulegen. Es war beeindruckend welch steile Hänge unsere fleißigen Vorfahren als Felder bestellen mussten, um eine karge Ernte zu erhalten, die das Überleben sicherte.

Ein Stück weiter oben fing eine völlig neue Welt an: Wir waren an den Eibenberger Halden des Bergbaus angekommen. Eine teilweise überwucherte Steinwüste tat sich vor uns auf. Hier konnte man nach all den Jahren noch sehen, dass zur damaligen Zeit gewaltige Erd- und Steinmassen bewegt wurden. Der Anblick, der sich uns bot war beeindruckend. Wir gelangten an die Informationstafel, die der Verein "Freunde der Stadt Graslitz" dort aufgestellt hatte und konnten noch mehr über die Geschichte des Bergbaus an diesem Platz erfahren.

Anschließend gingen wir zurück und noch ein Stück weiter nach rechts oben, bis wir den Gipfel des Eibenberges erreichten. Vorher machten wir auf einer wunderschönen Wiese einige Minuten Rast. Brotzeit und Getränke wurden ausgepackt und ausgiebig untereinander diskutiert.

Am Gipfel angelangt wurde der steile Aufstieg und seine Mühen durch einen der herrlichsten Ausblicke unserer Umgebung belohnt. Von oben konnte man auf den Graslitzer Hausberg, auf welchem einst die Raubritterburg stand, herabsehen. Links und rechts davon bot sich ein Ausblick auf die Stadt Graslitz. Die Bedingungen waren so gut, dass man sogar am Horizont die Berge des Fichtelgebirges sehen konnte. Das Panoramafoto dieses Ausblicks zählt sicherlich zu den schönsten Aufnahmen dieser Wanderung.

Nach einer Weile des Staunens gingen wir über die Halden den Eibenberg bis zum Eibenberger Friedhof hinab und an den Platz des ehemaligen "Nazerl-Wirtshauses" - dem "Gasthaus zur Rolle", das ein bekanntes und beliebtes Ausflugslokal war. Leider ist davon kein einziger Stein mehr zu sehen. Durch ein schönes altes Foto, das wir den Wanderern zeigte, stand es in unserer Fantasie wieder für eine kurze Weile dort.

Vom Erzplatz aus gingen wir den Rollweg nach Silberbach hinab. Der Weg hat seinen Namen dadurch, da von dort oben das abgebaute Erz zum Schmelzofen unten im Silberbacher Tal am späteren Standort der Farbmühle hinabgerollt wurde. Man konnte den gleichnamigen Ortsteil mit seinen Häusern während des Abstieges gut von oben beobachten. Und am ehemaligen Platz der Farbmühle, von welcher leider nur noch ein Nebengebäude steht und heute als Pferdestall genutzt wird, kamen wir schließlich auch an.

Zuletzt beleuchteten wir noch mit Fotos und Erklärungen den Ortsteil Farbmühle, stellten den Teilnehmern der Wanderung die Deimersche Trommelfabrik, die ehemalige Breinl Fabrikantenvilla und die gleichnamige Fabrik vor. Auch in diesem Ortsteil war also einiges Interessantes zu finden. Alle diese erwähnten Gebäude sind auch heute noch vorhanden und in einem guten Zustand.

Über den Schneppen (Ortsteil Neuhof) gelangten wir zum Hof und setzten unseren Weg zu unserem Ausgangspunkt - zur Silberbacher Kirche am Bau - fort, wo wir uns von unseren lieben Teilnehmern verabschiedeten und für die Aufmerksamkeit bedankten.

FAZIT:
Die Wanderung kam auch in diesem Frühling wieder sehr gut bei den Besuchern an. Auch wenn wir nicht durchgehend nur in Silberbach waren, sondern auch den Eibenberg erforschten, hatte sich dieser Weg durch seine herrlichen Ansichten und Aussichten für jeden Teilnehmer gelohnt. Wir liefen in etwa 8 Kilometer - es gab zwei bis drei größere Steigungen, doch ging es dann auch von oben aus immer einmal wieder längere Zeit geradeaus weiter. Das Niveau würde ich als "mittel" bezeichnen.

Sollten wir es zeitlich schaffen, werden wir eine Herbstwanderung rechtzeitig vorher in den Graslitzer Nachrichten und den bekannten Medien (Internetseite/Facebook etc.) ankündigen.

Es grüßen Euch herzlich

Euer Benjamin Hochmuth, Silberbach 221, ehm. 106 - Karlwenz/Wenz
Euer Jaroslav Zapletal, Silberbach 93 - Rußklan/Wenz