"Mia woorn am Neiduarf" (Wir waren am Neudorf)
Bericht über die Wanderung des deutschen Kulturverbandes
in Böhmen - Sektion Graslitz - nach Neudorf bei Silberbach
am 27.07.2019

(Bilder von Sonja Šimanková - Facebook)

Am 27.07.2019 unternahm unser Kulturverband in Graslitz wieder eine sehr interessante Wanderung - diesmal ins ehemalige Neudorf. Da ein Teil meiner Familie (Weck und Werner) aus dem kleinen idyllischen Walddorf stammt, konnte ich mir dies keinesfalls entgehen lassen.

Bereits die schriftliche Ankündigung unserer lieben Sonja Šimanková und Ihrem lieben Bruder Peter (Petr) Rojík weckte in mir große Vorfreude:

"Liebe Kulturverbandsmitglieder,
am Samstag, den 27. Juli 2019 findet die Wanderung in Neudorf und Umgebung statt.
Neudorf ist ein ehemaliges Dorf, das direkt oberhalb der Gemeinden Silberbach, Graslitz und Rothau liegt. Heute stehen dort Wochenendhäuser. Es sind überall Spuren des früheren Dorfes zu sehen. Petr Rojík führt Sie durch diese schöne Landschaft. Sie erfahren, wie hier die deutschen Vorfahren gelebt haben. Wir gehen zum berühmten Katzengefölsch und begegnen Spuren alter Steinmetz-, Ziegel- und Glasindustrie."

Am frühen Morgen begab ich mich zur Bushaltestelle bei der ehm. Breinl Fabrik in Silberbach, von wo aus der Bus aus Schwaderbach kam, um die Silberbacher Teilnehmer abzuholen. Die Fahrt ging über die - leider durch die Wetterverhältnisse sehr mitgenommene - Neudorfer Straße bis nach oben.

Gleich am Anfang der Straße machten wir einen Halt. Unsere erste Station war der ehemalige Steinbruch, in welchem vor allem auch Silberbächer Steinmetze das Granit zur Bearbeitung herholten. Die Ergebnisse sind noch immer in Form von Häusersockeln, Treppen, Grabsteinen und Einfassungen in der Umgebung zu sehen. In Erinnerung blieben die Namen Böhm, Volkan und Lorenzi - die beiden letzteren waren Venetianer, die aufgrund des Baues der Eisenbahnlinie Graslitz aus der Ferne herkamen und sich in Silberbach ansiedelten.

Petr erklärte uns als Geologe mit voller Hingabe auf sehr spannende Art und Weise vieles über diesen Steinbruch und ließ uns an einem Geheimnis teilhaben - einer besonderen Form der Gesteinsbildung, die man sonst so gut wie nirgends findet.

Anschließend fuhren wir wieder ein Stück mit dem Bus nach oben. Der zweite Halt führte uns zum "Oberen Gschtaalich" (Oberes Gesteinlich) - einem Aussichtsfelsen, der uns einen herrlichen Ausblick bot. Auch hier erklärte uns Petr in interessanter Weise die Geologie der umliegenden Berge. Durch das herrliche Wetter hatte man eine großartige Fernsicht zum Kaiserwald bishin zum Fichtelgebirge in Bayern.

Im ersten Teil von Neudorf begannen wir unsere Spurensuche und gingen mit Petr zu den Grundmauern des ehemaligen Schulhauses. Mit Bildern aus dem Silberbacher Heimatbuch und vielen interessanten Geschichten brachte er uns die Schulzeit unserer Vorfahren nahe. Daraufhin setzten wir unsere Wanderung entlang des Hahnbaches, der seinen Namen durch den ehemaligen gleichnamigen Heger (Förster) erhielt, fort und entdeckten die Überreste weiterer Häuser.

Der Weg führte uns schließlich zum imposanten "Katzengfölsch" (Katzengefels), das früher wie auch heute noch einen beliebten Ort für wagemutige Kletterer und Ausflügler darstellt. Da war es nicht verwunderlich, dass einige unserer Gruppe ebenfalls allen Mut zusammennahmen und den Fels ein Stück bestiegen. Petr war einer der Mutigsten unter ihnen und schaffte es bis zur Spitze. Wir applaudierten ihm für diese Leistung - jeder zückte seine Fotokamera und wollte ein Bild des Gipfelstürmers einfangen.

Dann wartete eine Überraschung auf uns. Ein Ehepaar, das ein Ferienhaus an der Stelle des ehemaligen Forsthauses in Neudorf besitzt, hatte uns zu sich eingeladen. Wir folgten dieser herzlichen Einladung und verbrachten eine schöne Zeit unter dem Schatten spendenden Sonnenschirm im Garten des Ehepaares Brezina. Die nette Frau ist eine begnadete Künstlerin und zeigte uns viele Ihrer wunderschönen Gemälde.

Ganz in der Nähe des Forsthauses stand eine Ziegelhütte. Frau Brezina hatte in der Umgebung ihres Hauses noch historische Erzeugnisse dieser Hütte - Ziegelsteine mit dem alten Brandzeichen - gefunden, welche sie uns voller Stolz zeigte.

Nach diesen schönen Momenten verabschiedeten wir uns aufs herzlichste von dem lieben Ehepaar und setzten unseren Weg fort. Einige Meter weiter hielten wir vor einer kleinen Reihe von Häusern. Dies hatte einen besonderen Grund, denn dort stand das einstige Wirtshaus, in dem die heitere Begebenheit des "Neidirfer Kinos" stattfand. Die Geschichte wurde bereits mehrfach in den Graslitzer Nachrichten gedruckt - deshalb nur soviel: Das voll besetzte Wirtshaus konnte als einzige kineastische Vorstellung erleben, wie sich die Veranstalter mit den Einnahmen aus dem Fenster stahlen.

Wir gingen noch ein Stück weiter zum hinteren Teil von Neudorf, das heute eine Siedlung mit hübschen kleinen Ferienhäuschen und Gärten darstellt und teils von tschechischen, teils von österreichischen Ferienhausbesitzern bewohnt wird. Dort konnten wir erneut einen kurzen, aber schönen Ausblick auf die Umgebung genießen, bis schließlich der Autobus vorfuhr und uns abholte.

Ich selbst verabschiedete mich von den lieben Leuten unseres Verbandes und lief den Hügel über den Ortsteil Berg von Silberbach zu Fuß hinab, da mein Haus ja direkt unterhalb gelegen ist und dachte auf meinem Weg nach unten noch lange über die schönen Eindrücke des Tages nach.

FAZIT:
Dieser Ausflug war, wie alle Ausflüge des Kulturverbandes, wieder ein voller Erfolg. Ganz herzlichen Dank und Anerkennung gilt der Organisation durch unsere lieben Geschwister Sonja Šimanková und Petr Rojík, die sich wieder eine Menge Arbeit und Mühe gemacht haben, welche sich sehr gelohnt hat.

Ursprünglich wollte uns noch ein ehemaliger Neudorfer - Herr Gössl aus Deutschland begleiten, welcher leider aus gesundheitlichen Gründen passen musste. Wir wünschen Ihm alles Gute und schnelle Genesung! Petr übernahm auch seinen Part und brachte uns das alte Neudorf lebendig und voller Liebe und Leidenschaft dar. Hierfür gebührt ihm und seiner Schwester großer Dank - ebenfalls dem lieben Ehepaar Brezina für die Einladung und Gastfreundschaft.

Zu erwähnen ist auch, dass Petr die Strecke einige Tage vorher bei schlechtesten Wetterbedingungen ablief, um uns die Wanderung so angenehm wie möglich zu gestalten und damit in Kauf nahm, klatschnass am Abend nach Hause zu kommen.

Man mag es mir nachsehen, falls ich etwas von dieser schönen Wanderung vergessen habe zu erwähnen, der Bericht wurde etwas in Eile geschrieben, aber ich wollte Euch unbedingt noch an diesem schönen Ereignis teilhaben lassen.

Es grüßt Euch herzlich

Euer Karlwenz-Benny (Benjamin Hochmuth, Silberbach 221 - ehemals Nr. 106 am Hof)