BERGMÄNNISCHES FRÜHBUß FÜR FEINSCHMECKER

Ein Bericht von der Frühbußer Kirchweih am 27.08.2022

Die Frühbußer Kirchweih gehört unumstritten zu den Highlights des Jahres. Dies liegt nicht nur an dem romantischen Bergstädtchen, sondern vor allem auch daran,
wie Peter Rojík und seine Schwester Sonja Šimanková das Fest in jedem Jahr voller Herzblut und Heimatliebe organisieren. An diesem besonderen Tag schenken sie uns
das wertvollste, was man nicht mit allem Geld der Welt kaufen kann – nämlich einige Stunden mit wunderschönen Eindrücken, umgeben von lieben Menschen.

Bereits in der Einladung zur Kirchweih, welche in Form von Internetbeiträgen, Mails und Plakaten die Runde machte, schreibt Sonja, dass es sich um eine
Herzensangelegenheit handelt – dass sich die Liebe zur Heimat, die sie und Peter mit ganzer Seele leben, auch auf die
Besucher der Kirchweih übertragen soll. Dies konnte man zu jedem Zeitpunkt des Tages spüren.

Um 9 Uhr lud Peter zu einer besonderen Exkursion ein, die er liebevoll „Bergmännisches Frühbuß für Feinschmecker“ taufte. Treffpunkt war der Marktplatz des kleinen
Bergstädtchens. Wir waren bereits eine halbe Stunde früher vor Ort und konnten daher in der Kirche miterleben, wie Peter Rojik und Horst Gerber die letzten Vorbereitungen
für das Fest trafen. Bereits am Donnerstag vor dem Fest war wieder eine 15-köpfige Truppe fleißiger freiwilliger Helfer angerückt,
die die Kirche gründlich für das anstehende Fest säuberte.

Leider meinte es das Wetter nicht so gut mit uns, es regnete schier unaufhörlich, was für uns nicht gerade angenehm, aber sicherlich
für die Natur nach Wochen vollkommener Trockenheit ein wirklicher Segen war.

Aufgrund des Wetters sah es daher zunächst so aus, als würden nicht sehr viele Leute erscheinen, doch um Punkt 9 Uhr war der Marktplatz voller Autos
und schon erschien auch der von Sonja organisierte Bus, der weitere Interessierte über Graslitz und Silberbach nach Frühbuß brachte. Man konnte deutlich sehen,
dass wir Erzgebirgler uns von so ein paar Regentropfen nicht aufhalten lassen! Es nahmen immerhin 80 Personen an der
Wanderung teil – und auch nach der Wanderung erschienen viele weitere Heimatfreunde.

Damit wir nicht gleich zu Anfang nass wurden, führte uns Peter zunächst in die Kirche, um uns auf die Exkursion einzustimmen. Hierbei zeigte uns der leidenschaftliche
Geologe auch anhand von realen Beispielen die Mineralien und Gesteine, auf die wir während unserer Wanderung stoßen würden. Zum Abschluss der Einführung
öffnete Peter unsere Herzen mit einem gesanglichen und musikalischen Vortrag des erzgebirgischen Volkssängers Anton Günther
mit dem Lied „Wu de Wälder hamlich rauschen“.

Schließlich brachen wir auf und machten einen kurzen Halt auf dem Frühbußer Friedhof, wo Peter uns zum Grab von
Leutnant Adalbert Kapperer führte und uns von dessen traurigen Schicksal und seinem Tod zum Ende des zweiten Weltkrieges in Frühbuß erzählte.

Danach setzten wir unsere Exkursion in den Wald und in das ehemalige Bergbaugebiet fort, wo wir zunächst die jüngste Bergbaugeschichte
anhand von noch immer existierenden Resten der ehemaligen Anlagen erkundeten. Durch den strömenden Regen waren einige von uns ziemlich
nass geworden. Der Betonkorpus der ehemaligen Aufbereitungsanlage und dessen schützendes Dach waren daher eine willkommene
Abwechslung. Wir verweilten dort einige Zeit, in der uns Peter voller Leidenschaft und mit einer gehörigen Portion Humor den Zweck der Anlage und viele
weitere interessante Fakten des Bergbaus näher brachte.

Es ging weiter: Vorbei am Otto-Schacht führte uns der Weg entlang einer massiven Stützmauer zum Hauptschacht – einem eindrucksvollen
riesigen Turm mit einer Betonplatte, die den Eingang in ein 180 Meter tiefes unterirdisches System verbarg.

Hier endete auch die Führung des neuzeitlichen Bergbaus und gleichzeitig startete die Exkursion für wahre Feinschmecker in den historischen Teil.
Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht kündigte Peter nun an: „… und wer bis jetzt noch nicht nass geworden ist, wird es gleich mit Sicherheit!“

Und so war es auch, denn bei noch immer prasselndem Regen liefen wir nun durch das historische Bergbaugebiet, dass sich mitten im Wald befand,
die so genannte Herrenzeche mit dem Sankt-Elisabeth-Erbstollen und dem Zechengebirge. Dort wurde bereits seit Mitte des 16. Jahrhunderts
bis ins Jahr 1815 Zinn abgebaut. Das romantische unterhöhlte Bergbaugebiet ist aufgrund
vieler Einbrüche durch mehrere Geländevertiefungen gekennzeichnet.

Vor einem eingezäunten Landstrich mit einer Art „Felsspalte“ machten wir Halt. Dort erklärte uns Peter zunächst die Beschaffenheit und Geschichte
des gesamten Gebietes und kündigte dabei fröhlich an: „All diejenigen, die noch genug Kraft und gesunde Knochen haben, dürfen sich nun auf ein besonderes
Abenteuer freuen und mit mir in den „Untergrund“ steigen, alle Anderen können den Weg außen herum entlang des Geländers nehmen.


Peter hatte nicht zu viel versprochen, denn während wir in die Felsspalte stiegen, begingen wir einen Weg, den unsere Vorfahren vor langer Zeit genommen hatten
und kletterten und hangelten uns bis zum Ausgang, an welchem schon die restlichen Teilnehmer unserer Wandergruppe warteten.
Schließlich führte uns der Pfad durch das
Zechengebirge zu unserem Ausgangspunkt der Exkursion zurück. Dabei liefen wir auf kleinen Steigen – völlig durchnässt aber glücklich -
oberhalb der gewaltigen Einbrüche durch eine fast magische Landschaft.

Um etwa 12 Uhr gönnten wir uns alle eine 2-stündige Pause, um entweder unsere selbst mitgebrachte Brotzeit zu genießen oder in eines
der in der Umgebung liegenden Wirtshäuser einzukehren.

Das Besondere in diesem Jahr war, dass der Bus auch nachmittags nochmals fuhr, um diejenigen Besucher einzusammeln, für welche die
morgentliche Exkursion zu mühsam war, damit diese zumindest an den weiteren Veranstaltungen teilnehmen konnten.

Gestärkt und inzwischen auch wieder trocken versammelten wir uns in der Bartholomäuskirche in Frühbuß um gemeinsam an der heiligen Messe teilzunehmen,
welche wie immer von unserem beliebten und für seine lebhaften und lebensnahen Predigen bekannten Pfarrer Monsignore Peter Fort zelebriert wurde. Unterstützung
fand er durch Pfarrer Bystrík Feranec und Pfarrer Ferdinand Kohl. Peter Rojík sorgte für eine gelungene musikalische Begleitung der Schubert-Messe auf der Frühbußer
Kirchenorgel, während unsere liebe und talentierte Vera Smržová ihren wundervollen Gesang zum Besten gab. In der Predigt ging es diesmal darum, in uns zu horchen, warum
wir hier in der Frühbußer Kirche sind und dass eine solche Zusammenkunft uns und unseren Seele mehr geben kann, als jeglicher materieller Besitz
in unserer konsumbehafteten und schnelllebigen Welt.

Den Abschluss des Gottesdienstes bildete das Feierabend-Lied von Anton Günther mit musikalischer Begleitung von Peter Rojik auf dem Keyboard.

Nach der Messe und zum Ausklang dieses wundervollen Tages hat sich Peter noch etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Kirchenkonzert mit der in unserer Region bekannten
und begnadeten Sängerin Petra de Dios und ihren Freunden Pavla Kleinová und Natálie Fuchsová, worin auch Peter die Damen auf dem Keyboard begleitete. Das Trio entführte uns
in eine magische Welt mit engelsgleichem Gesang und zarten Violinenklängen. Das Repertoire reichte hierbei von den italienischen Größen Verdi, Puccini bishin zu Dvorák
und endete mit Beethoven und Schillers „Ode an die Freude“, welche wir mit alternativem Text alle zusammen mit Petra und ihren Freunden sangen.


(Das Konzertprogramm)

Auch in diesem Jahr haben uns Peter, Sonja und alle an der Kirchweih-Mitwirkenden in den Bann des kleinen Bergstädtchens gezogen. Das Ende dieses
besonderen Tages beging ich mit einer inneren Ruhe und einer Freude im Herzen und ließ all die schönen Ereignisse vor meinem geistigen Auge noch einmal Revue passieren –
und ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so ging. Vielen lieben Dank für dieses wunderschöne Erlebnis – auch an meine wunderbare
Heimatgemeinde Silberbach/Stríbrná für den finanziellen Beitrag zu dieser Veranstaltung.

Euer Karlwenz-Benny - Silberbach 221 - Am Hof