DER PFAD IN DIE VERGANGENHEIT

- Bericht unserer historischen Wanderung durch Silberbach am 28.04.2012 -

Die Idee war gewiss nicht neu. Schon im alten Silberbach gab es Gruppen wie den Deutschen Turnverein, die Landfahrer oder die Wandervögel, die sich die Erwanderung der herrlichen Umgebung Silberbachs und die Aufklärung über dessen Heimatkunde zum Ziel setzten und dieses Ziel auch mit großem Elan und starker Heimatliebe durchsetzten.

Jahrzehnte später - genauer gesagt am 28.04.2012 - erlebte diese Bewegung ein Wiederaufleben. Gerade jetzt, da die letzten Grenzen für die Nachfahren unserer Silberbacher Einwohner gefallen sind, erleben wir eine fast schon magische Zeit, in der viele Silberbacher und deren Kinder, Enkel und auch Urenkel - und wenn auch nur für einen Tag - in die alte Heimat zurückkehren, um mehr über sich und ihre Vergangenheit zu erfahren.

Es ist schon fast unheimlich, wie dieses Interesse in vielen von uns plötzlich aus dem Nichts aufflammte. Es ist, als ob uns - nun, da Silberbach drohte in Vergessenheit zu geraten - uns die alte Heimat rief und ermahnte, das Wissen an unsere nächsten Generationen weiterzugeben, bevor niemand mehr da ist, der dies tun kann.

Vorab möchte ich lobend sagen: Die Wanderung zur Spurensuche unserer Vergangenheit war ein voller Erfolg. In jeder Altersgruppe konnte man an diesem Tag Interessierte durch den Ort laufen sehen. Jeder von uns war von Anfang bis Ende der Wanderung von den Informationen gefesselt - zumindest konnte ich zu keinem Zeitpunkt Desinteresse in ihren Gesichtern sehen.

Ich hatte zwar auch einige kurze Informationen gegeben, doch größten Dank gebührt unserem Wanderführer Jaroslav Zapletal, der sich mit vollster Leidenschaft und Heimatliebe voll und ganz einbrachte und als noch heute einheimischer Silberbacher mit seinem mehr als umfangreichen Wissen über die Heimat alles gab, um uns das alte Silberbach während dieser Wanderung wieder lebendig vor unseren Augen ablaufen zu lassen. Dies hat er auf alle Fälle erreicht. Meiner Meinung nach hätte es niemand besser machen können. Dafür möchte ich mich - sicherlich auch im Namen aller Teilnehmer - ganz herzlich bedanken.

Was diesen ohnehin schon wundervollen Tag perfekt machte, war das herrliche Wetter. Strahlender Sonnenschein, sommerliche Temperaturen und völlig klare Fernsicht ohne Nebel und Wolken schafften beste Bedingungen für diese Unternehmung. Es kam mir vor, als hätte sich der Himmel aufgetan, damit sich unser Silberbach in seinem schönsten Licht vor uns präsentieren konnte.

Vielleicht waren es gerade diese Bedingungen oder auch die Freude über die zahlreichen Teilnehmer, die uns spontan veranlassten unsere geplante - wesentlich kürzere - Strecke über den Haufen zu werden (ursprünglich: Ortsteil Bau - Hof - Hofwiese - Peterwinkel - Pumawinkel - Matzenwinkel - Birkenweg zum Hof - Bau) und eine Wanderung durch nahezu ganz Silberbach (Bau - Karrenhansenhäuser - Baumatzengrund - Hansenhäuser - Nancy - Reitsteig - Peter-, Matzenwinkel mit Blick auf Pumawinkel und Hofwiese - Hof - Blick zur Roll und schließlich wieder Bau) anzugehen. Aus den vorgesehenen 2,5 Stunden wurden somit ganze 4,5 Stunden.

Zu Recht schlug Jaro bei unserer Rast am Reitsteig vor, die Namen aller tapferen Teilnehmer zu nennen, die der Hitze, schmalen Waldstegen und Brücken, steilen Hängen und unbefestigten Wegen ohne ein Wort des Unmutes trotzten. Sie haben es mehr als verdient hier genannt zu werden:

• Frau Hilde Riedl mit Lebensgefährten aus Nähe Ingolstadt
• Herr Deimer (ehm. "Trommeldeimer" von der Farbmühle) aus Emskirchen
• Fr. Michaela Erben (Lausmann-Nachfahrin/Karrenhansenhäuser 24), Ansbach
• Herr und Frau Hoyer mit Herrn Stöhr aus Sachsen
• Herr Franz Böhm aus Silberbach
• Familie Michael Letterer aus Zwota
• Familie Körner aus Aschaffenburg (Dannler-Ferdl-Schneider/Farbmühle)
• Miriam Dannler (Dannler-Ferdl-Schneider/Farbmühle) mit Sohn Max
• Jaroslav Zapletal (Sohn vom Hartl-Emmerl aus Silberbach)
• Günther Hochmuth (mein Vater, Karlwenz vom Hof 106)
• Benjamin Hochmuth (ich, Karlwenz vom Hof 106)

Bevor ich nun detailliert auf unsere Silberbach-Erkundung eingehe, gibt es noch zwei Dinge, die mir am Herzen liegen:

Bedanken möchte ich mich bei Franz Böhm, der als noch immer einheimischer Silberbacher und Zeitzeuge des alten Silberbaches unsere Informationen mit zahlreichen Details über den Standort alter Häuser oder alter Begebenheiten erweitern konnte. Er sei hier noch einmal ganz herzlich gegrüßt!

Zum Zweiten danke ich allen Teilnehmern für ihre freiwilligen Spenden. Wir waren sehr gerührt über so viel Engagement und werden dieses Geld für unsere weiteren Projekte (z. B. Finanzierung der Silberbach-Internetpräsenz) einsetzen.

Nun aber zur Wanderung:

AM BAU


Treffpunkt war 10:00 Uhr am Platz vor der Kirche. Jaro und ich waren schon etwas früher da, um eventuell vorher ankommende Wanderer zu begrüßen. Im Inneren der Kirche ertönte Orgelmusik - ein Chor - überwiegend aus Frauen - war zu vernehmen.

Wie so oft an diesem herrlichen Tag war uns auch hier das Glück wieder hold: Denn als wir schon fast vollzählig vor der Kirche standen, endete der Gottesdienst, so dass wir ins Innere der Kirche gehen und dort unseren Rundgang beginnen konnten.

Voller Elan erzählte Jaro von den Heiligenfiguren, die von Konrad Martiner aus dem Grödnertal in Tirol gefertigt wurden und brachte wichtige Daten wie die Fertigstellung der Kirche 1910 an die interessierten Silberbach-Freunde. Weiterhin erwähnten wir die schöne Bilderwand, das nun in der Kirche hängende "Kriegerdenkmal" der Opfer des Zweiten Weltkrieges sowie die sehr informative Mappe über die Heiligenfiguren und die Altäre - von unserem Karl Meinlschmidt zur Verfügung gestellt - die in der Kirche ausliegt

Im Gotteshaus befanden sich auch einige noch heute ortsansässige und damals daheim gebliebene Silberbacherinnen, mit welchen wir ein so angenehmes Gespräch führten, dass wir einige Zeit dort blieben.

Die nächste Etappe war das Kriegerdenkmal von 1925, auf dessen Rückseite noch heute die Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen eingemeißelt sind. Die Holzplatten mit den Namen der Opfer des Zweiten Weltkriegs sind bis heute verschollen. Dank des Einsatzes einiger hilfsbereiter Heimatfreunde sind diese Namen jedoch in einem Bild gerahmt in der Kirche zu betrachten. Unsere Gruppe fand den ein oder anderen Namen ihrer Vorfahren darauf. Auch Jari zeigte auf die Erwähnung seines Urgroßvaters Johann Lausmann, der im Ersten Weltkrieg in Serbien gefallen war.

Da der Friedhof direkt über der Kirche und dem Kriegerdenkmal liegt und einen wichtigen zeitgeschichtlichen Ort darstellt, nahmen wir ihn uns zum nächsten Ziel. Schon allein dort hätte man den ganzen Tag verbringen können – wir hatten jedoch noch vieles vor und gingen daher nur durch den Mittelgang. Dabei erwähnten wir die uns bekanntesten Gräber wie das des „Pickert-Franz“, der damals einem Mord zum Opfer fiel, gingen am Grab der Familie des uns allen bekannten und beliebten Adolf Lienert vorbei und endeten die Gräberrunde an der neu restaurierten (ich berichtete vor einiger Zeit in den GN davon, auch nachzulesen auf www.silberbach-graslitz.de) letzten Ruhestätte des Karlwenz Johanns – meines Ur-Urgroßvaters.

Weiter ging es am Bau in Richtung Baumatzengrund – schon kurz nach dem steilen Friedhofshang machten wir vor dem jetzigen Skilift Halt, an dessen Platz einst das große Gasthaus mit Tanzsaal des Daniel Riedl stand. Heute ist davon nichts mehr zu erkennen. Ein altes Bild, das ich durch die Runde reichte, half dabei die Erinnerung an das Gebäude wachzurufen.

Im hinteren Teil des Baus machten wir vor einem Hang, der sich durch einen Erdrutsch vor einigen Jahren sehr steil nach unten verlagerte Halt. Von dort aus hatte man den besten Überblick über das Areal der damaligen Anger-Fabrik. Vorher war diese das Blaudruckwerk der Familie Poppa, davor die Vitriolfabrik des David Stark und zuerst das gewaltige gräfliche Messingwerk, das seinerzeit das einzige in Böhmen war. Da dies Jaros Spezialgebiet war, konnte er uns dieses sehr genau beschreiben. Er brachte uns die Geschichte des Werkes in Jahreszahlen sowie den Herstellungsprozess in seinen interessanten und mitreißenden Ausführungen um ein vielfaches näher.

Als besonderes „Schmankerl“ kam eine alte josephinische Karte zum Einsatz, welche die Gegend um das Messingwerk als eigenständiges Dorf mit der gleichnamigen Ortsbezeichnung zeigte. Auch der Ortsteil Farbmühle war als „Farbhütte“ und der Hof als „Meierhof“ eigenständig. Lediglich die Winkel in Obersilberbach waren dort unter „Silberbach“ verzeichnet.

 

KARRENHANSENHÄUSER


Vorbei am ehemaligen Platz des Gasthauses des hölzernen Poppas (Anton Poppa, Gastwirt) gingen wir den Weg zu den Karrenhansenhäusern. Ich habe dies zwar schon in mehreren Berichten erwähnt, möchte aber auch hier nicht auslassen, dass dieser Ortsteil durch den Bau des noch heute stehenden Hauses 24 entstand. Es gehörte dem aus Schwaderbach stammenden Karrenmacher Nikel Lausmann, der Laufkarren für den Bergbau herstellte. Er gehört zu den ältesten nachweisbaren „Lausmännern“ der Ahnenlinie von Jari und mir und stellt – zumindest soweit wir dies durch unsere Nachforschungen sagen können – den Stammvater aller in der näheren Umgebung ansässigen Familien mit dem Namen „Lausmann“ dar.

An diesem historischen „Denkmal“ machten wir auch kurz Rast. Jari und ich erklärten die Bedeutung des Ortsteiles und machten darauf aufmerksam, dass man zu den Karrenhansenhäusern auch einst „Amerika“ sagte. Ein Foto fast aller zur Wandergruppe zugehörigen Lausmann-Nachfahren vor dem Haus stellte eine schöne Abrundung dieser Erklärung dar.

Unseren Weg setzten wir anschließend linkerhand an den neu gebauten Häusern des Ortsteiles fort. Nach einigen Metern wurde der Wald dichter und kurz darauf ging es über „Stock und Stein“. Ein wenig Sorgen machte ich mir um die Dannlers, die einen Kinderwagen dabei hatten doch diese trugen ihn kurzerhand und setzten unerschrocken ihren Weg durch den Wald fort und wir hielten vor dem „Pfaaloch“ (Pferdeloch), das einst ein weiterer Versuch der Silberbacher war eine Erzader zu finden und bis vor einigen Jahren noch ziemlich tief nach unten ging. Jetzt ist es jedoch von Laub und Geäst bedeckt und zugeschüttet.


BAUMATZENGRUND

Vor einer kleinen Brücke, die durch eine verschlossene Zauntür den Weg zur hinteren Seite des ehemaligen Hotel Riedls (heute: Pension Filip) versperrte, erreichten wir eine Sackgasse und schlugen deshalb einen anderen Weg – den Weg zu den ehemaligen Hansenhäusern ein. Vorher noch kamen wir an einen Platz, der damals als Fest- und Sportplatz bekannt war. Jari erklärte uns, dass das Foto des „Schnupftüchltanzes“ aus Adolf Lienerts Silberbach-Buch dort aufgenommen wurde. Man konnte sich dies fast nicht vorstellen, da heute nur noch kleine Teile des Platzes unbewaldet sind.


HANSENHÄUSER UND NANCY


Am Fuße des Eselsberges entlang setzten wir unseren Weg zu den ehemaligen Hansenhäusern fort und stiegen über zwei sehr wackelige Brücken über den Bach zu den Christl-Häusern (zwei der heute noch sehr wenigen in Nancy stehenden Häusern) im Grund. Es war eine Freude mit anzusehen welch großen Spaß die jüngeren Teilnehmer unserer Wanderung beim überqueren der Brücklein sowie beim Spielen am Bachufer hatten. Man konnte den Gedanken nicht verdrängen, wie schön es für unsere Vorfahren dort gewesen sein muss und wie schön es für uns hätte sein können.

Jari zeigte uns im Vorbeigehen die Stelle, an der einst die Häuser der Familie Hartl standen – scherzhaft wurde diese Stelle das „Hartl-Dorf“ genannt, aus welchem auch seine Vorfahren stammten.

Nun setzten wir unseren Marsch auf geteerter Straße fort. Sicherlich mit einer Spur von Erleichterung setzten die Dannlers ihren Kinderwagen wieder ab und konnten ihn ungehindert durch das schöne Nancy-Tal schieben.

Wir durchquerten das ganze Tal, liefen am Platz des Hartl-, Möschl- und Lausmann-Sägewerkes (letzteres existiert heute noch, allerdings ist es leider schon in einem nahezu ruinenartigen Zustand) vorbei – sahen das noch heute als Pension und Campinganlage existente Forsthaus am Steinbach aus der Ferne, passierten den Ort der Dörfler-Sodafabrik, des Schulhauses in Nancy und erreichten schließlich das End’ der Welt. An die Existenz dieses beliebten Ausflugslokals erinnern nur noch Reste eines Rondells sowie das von den „Freunden der Stadt Graslitz“ errichtete Nancy-Denkmal. Stolz erzählte Jari, dass er für die Errichtung dieses Gedenksteins verantwortlich war, wofür ihm dankbare Blicke und Worte den für diese Aktion gebührenden Respekt zollten.

Während dieses Spaziergangs durch Nancy achteten wir besonders darauf zu erwähnen, dass in dem nun stillen und bewaldeten Tal einst ein ganzes Dorf stand, was für entsetzte Blicke bis hin zur Gänsehaut sorgte.

Andächtig verließen wir den nun verschollenen Ort, in welchem früher geschäftiges Treiben herrschte und nun nur noch Vogelgesänge und andere aus der Natur kommende Geräusche von Leben zeugen und setzten unseren Weg auf dem Reitsteig fort, der von Nancy nach Silberbach, Neudorf zum Spitzberg oder auch nach Schieferhütten führt. Bestaunt wurden auf halbem Weg nach oben die eindrucksvollen Reitsteigfelsen, die wie riesige Giganten aus dem Boden ragen und uns in Anmut auf die Wunder der Natur blicken ließen. Auch hierzu konnte Jaro einige Informationen geben. Er erzählte von der Beliebtheit dieser Felsengruppe unter Kletterfreunden und dass jedem Felsen ein Name gegeben wurde. Im tschechischen sind die Felsen auch unter dem Oberbegriff „Skalní mesto“ bekannt, was frei übersetzt „Felsenstadt“ bedeutet.

Nun wurde der Weg beschwerlich. Für einen kurzen Moment merkten wir, dass unsere Kräfte langsam nachließen, war es nicht nur die nun sehr hoch gewordene Steigung so hatte uns auch die auf uns herab brennende Sonne ziemlich kraftlos gemacht. Wir hielten jedoch tapfer und ohne ein Wort der Beschwerde (mich wunderte es, dass nicht einmal die an der Wanderung teilnehmenden Kinder protestierten… wenn ich da an meine Kindertage zurückdenke…) bis zur Kreuzung nach Silberbach dem erhöhten Schwierigkeitsgrad des Rundganges stand und machten dort eine Pause.

Während dieser Pause erzählte uns Jaro aus dem Leben und Sterben des berühmten Erzgebirgsdichters und Liedermachers Anton Günther, was uns eine Weile darüber diskutieren und sinnieren ließ.

Nach kurzer Rast und ewiger Steigung gingen wir nun zum nicht mehr so kraftaufwändigen Teil der Wanderung über, denn ab jetzt ging der Weg nur noch nach unten. Als wir den sonnigen Peterwinkel erreichten, belohnte uns dieser mit seiner herrlichen Aussicht zu den Nachbarbergen und man konnte einen kleinen Ausblick auf Silberbach von oben erhaschen. Am ehemaligen Forsthaus von Obersilberbach vorbei liefen wir bis zum Flurstück „Spitz“ und bogen rechts über den Platz des einstigen Wonl-Bauernhofs (Besitzer: Familie Meinlschmidt – eine der größten Landwirtsfamilien Silberbachs) und dem Wonl-Gefels in den von Adolf Lienert vielfach als blühend und kirschreichen beschriebenen Matzenwinkel. Leider ist dort von den einstigen so von Herrn Lienert ins Herz geschlossenen Häusern nicht mehr viel zu sehen. Sie wurden durch Ferienhäuser ersetzt. Lediglich am Ende des Matzenwinkels in Richtung Birkenweg und Hofberg waren noch wenige alte Häuser erhalten geblieben.

 


PETER UND MATZENWINKEL

Während wir vom Peterwinkel über den Matzenwinkel und Birkelweg zum Ortsteil Hof liefen hatten wir dadurch, dass die Fernsicht so gut war und die Bäume noch wenig Blätter trugen eine herrliche Sicht auf die gegenüber liegende Hofwiese und den im Hintergrund befindlichen Pumawinkel sowie die Schule von Obersilberbach, die später die Funktion einer Pension übernahm und inzwischen leider auch leer steht.

 

HOF


Am Hof angekommen standen wir am ungefähren Platz des ehemaligen vom Grafen Nostitz verwalteten Meierhofes. Dieser Hof war Namensgeber für den Ortsteil, wurde jedoch später aufgelassen.

Die letzten Meter unserer so schönen Wanderung waren angebrochen. Wir überquerten die Brücke über das „Huafbachl“ (Hofbächlein) und kamen zum Ort des ehemaligen Gasthauses meiner Urgroßeltern – dem Karlwenzwirtshaus. An diesem nun als Mittelpunkt von Silberbach sichtbaren freien Platz standen einst viele Häuser – eine Drogerie, mehrere Wirtshäuser und Wohnhäuser um nur einige zu nennen. Bis vor einigen Jahren stand auch noch das gigantische Gebäude in dem einst das „Proster-Wirtshaus“ (Gasthof des Anton Wawor mit Tanzdiele), einige Wohnungen, eine Konditorei sowie ein Kinosaal vorhanden waren. Leider hatte ein harter Winter das Gebäude regelrecht zerteilt, so dass es als Bauruine abgerissen wurde. Damit starb ein weiteres Wahrzeichen des Ortes.

Als wir den Hofknock in Richtung Kirche hinaufliefen verabschiedete sich Franz Böhm von uns, der in Richtung „Roll“ nach Hause ging. Wir winkten ihm – dankbar für seine während des Weges zusätzlich gegebenen Informationen – nach und liefen nun schon etwas mit Erschöpfung gezeichnet weiter.

An einem weiterhin „im sterben liegenden Wahrzeichen“ Silberbachs gingen wir etwas traurig vorbei: Der Silberbacher Bürgerschule. Seit Jahren steht sie schon zum Verkauf und man kann vermuten, dass der Zustand mit jedem verstrichenen Jahr schlechter werden wird. Wahrscheinlich ist die enorme Größe und die damit verbundenen Kosten der Grund dafür, dass sich kein neuer Besitzer findet.

… und schon waren wir wieder an unserem Startpunkt angelangt. Wie schnell doch die Zeit verging. Es war inzwischen Nachmittag geworden und nach genauerer Betrachtung bemerkten wir, dass wir über vier Stunden gelaufen waren.

Am Platz vor der Kirche bedankten sich alle noch einmal herzlichst bei den Wanderführern und machten sich auf den Weg nach Hause oder zu noch in Silberbach lebenden Bekannten und Verwandten, um ihnen einen lang versprochenen Besuch abzustatten.

Einige von uns fuhren noch nach Schwaderbach, um sich in einer gemütlichen kleinen Runde auszutauschen und das wohlverdiente verspätete Mittagessen zu sich zu nehmen und fuhren erst danach wieder nach Hause.

 

FAZIT:

Es war ein wunderschöner Tag an dem wirklich alles stimmte. Das Wetter meinte es besonders gut mit uns und unsere kleine Gruppe bestand aus durchwegs fröhlichen, gutgelaunten und sehr sympathischen Menschen. Wie schon erwähnt, rundete diese mit herrlichen Landschaftsbildern, gesunder frischer Luft und friedvollen Naturgeräuschen begleitete Wanderung der perfekte geschichtliche Vortrag von Jaroslav Zapletal ab. Es gab viel zu erfahren und viele sprachen davon sich schnellst möglichst alles aufzuschreiben, bevor es wieder vergessen werden konnte.

Ein besonderes Lob hat auch mein Vater Günther Hochmuth verdient, der uns als Kameramann eine dauerhaft tolle Filmdokumentation geschaffen hat, über die wir uns noch nach Jahren freuen können. Er hatte wohl die größte Anstrengung, da er – um die perfekte Position zu finden – oftmals querfeldein rennen musste und auch auf Felsen kletterte, um dies zu erreichen.

Ich hoffe auch, dass die von mir zwischendurch erwähnten Kommentare und Bebilderungen guten Anklang fanden und verabschiede mich bis zur nächsten Wanderung durch unsere bildschöne Heimat Silberbach – dem heutigen Stríbrná.

Benjamin Hochmuth (Karlwenz)